Wednesday, January 31, 2007

Des Deutschen liebstes Kind

„Merkel jetzt auch Auto-Kanzlerin“ titelt heute die Berliner Zeitung. Mir ist bei meiner täglichen Frühstücks-Lektüre fast das Nutellabrot im Hals stecken geblieben. Ich meine, ich mag die Merkel. Das ist meine Pflicht als Frau und Ossi. Aber was sie da gerade tut, ist die dämlichste Aktion seit Beginn ihrer Amtszeit: Sie stellt sich im Streit um neue Abgasnormen auf die Seite der deutschen Autobauer.


Der Sachverhalt: Die EU will ab 2012 einen einheitlichen Durchschnitts-Grenzwert für den CO2-Ausstoß von Neuwagen. Der soll bei 120 Gramm Kohlendioxid je Kilometer liegen. Ob das jetzt viel oder wenig ist, mag ich kaum beurteilen, verständlich ist es aber, Klimaschutz und so. Und was tun die deutschen Autobauer? Ningeln, dass die Grenze zu streng ist. Und drohen. Mit Arbeitsplatzabbau.


Aber mal Hand aufs Herz. Da ist eine Sache, die will mir als bekennender Kapitalistin einfach nicht ins Hirn. Warum zur Hölle stemmen sich die deutschen Autobauer so gegen den Fortschritt? Die schießen sich doch selbst in den Fuß. Ich meine, wer kauft denn in 10 Jahren noch ein Auto, was einen Spritverbrauch von 8, 10 oder noch mehr Litern auf 100 km hat? Das kann sich doch kein Mensch mehr leisten. Und vielleicht achtet auch der eine oder andere Autokäufer auf den CO2-Wert. Die Holländer auf jeden Fall, nachdem sie alle flüchten mussten, als wegen der globalen Erwärmung die Polarkappen schmolzen und die Niederlande komplett überschwemmt wurden. Und über 16 Millionen Holländer sind ein ganz schön großer Absatzmarkt für schadstoffarme Autos.


Abgesehen davon, und das weiß ich aus dem grandiosen Film, den ich am Montag gesehen habe: Japan hat viel strengere Schadstoffnormen als Europa. Das heißt, wir können jetzt schon keine 7er BMWs in den fernen Osten exportieren. Und 127 Millionen Japaner wären ein ganz schön großer Absatzmarkt für deutsche Autos.


Statt dessen fahren umgekehrt die Deutschen japanische Autos, ich zum Beispiel. Und wenn ich mir den Vergleich erlauben darf, was Spritverbrauch und CO2-Emission angeht: Mein Toyota Aygo verbraucht laut Herstellerangabe 4,6 Liter auf 100 Kilometer (in der Praxis ca 5,5). Der VW Fox dagegen verbraucht – laut Herstellerangabe – 6 Liter. Dabei hat er sogar weniger KW! Noch krasser ist der Unterschied beim Kohlendioxid-Ausstoß: 109 g/km (Aygo) gegen 143 g/km (Fox). Sorry, der Punkt geht an die Japaner.


Und hier sieht man auch den Grund für die Fortschrittsfeindlichkeit: Sogar der allerkleinste VW liegt absolut jenseits der angepeilten EU-Durchschnittsnorm, die bei 120 g/km liegen soll. VW müsste also forschen, investieren, weiter forschen und zwar fleißig, um hier mithalten zu können. Die Japaner dagegen könnten ihre Autos einfach so lassen, wie sie sind, und dürften sie 2012 immer noch nach Europa exportieren. Junge, die sind uns meilenweit voraus.


Aber ist das ein Grund, Lobbyarbeit gegen geplante EU-Normen zu betreiben? Nö, im Gegenteil! Wenn die deutschen Autobauer nicht mitziehen, verkaufen sie halt irgendwann keine Autos mehr. Und die Branche stirbt komplett. Also, beißt gefälligst in den sauren Apfel! Und Merkel sollte sich da raus halten. Sonst ist sie irgendwann Schuld, dass deutsche Autos kein bisschen konkurrenzfähig sind. Und was dann? Importstopp für ausländische Ware, um die Branche zu retten? Wir sind doch nicht im Mittelalter.

Monday, January 29, 2007

Tagestipp

Für den zumindest temporären Ausbruch aus dem alltäglichen Wahninn empfehle ich diese Seite. Wie könnte es anders sein: Auch eine Mittweidaer Produktion hat sich bereits dorthin verirrt. Bin gespannt, ob es noch mehr werden.

Friday, January 26, 2007

Neue Wintersportart!


Schnee ist doch auch nur Wasser.

Friday, January 12, 2007

Rauchzeichen II

Mein postweihnachtlicher Kreativflash ist endgültig vorbei. Schade eigentlich, es war so schön. Mutmaßlicher Täter ist die Zeit, die sich pünktlich zum Jahreswechsel aus meinem Leben verpisst hat, doch leider kann ich ihr nichts nachweisen.


Genug Themen hätte ich ja. Zum Beispiel war ich beim Frisör, am Mittwoch, nachdem ich aufgrund unvorhergesehener Ereignisse erst mal kräftig verpennt hatte. Unvorhergesehene Ereignisse, ich liebe diese Phrase, die kann man immer benutzen. Selbst wenn man einfach spät ins Bett gegangen ist. Jedenfalls hatte ich dadurch weder Zeit zu frühstücken, noch mich zu schminken. Dabei hatte ich mir geschworen, diesen Fehler nie wieder zu machen: Ungeschminkt zum Frisör zu gehen. Schließlich sitzt man da in der Regel vor einem Spiegel, und das drei Stunden lang, wenn man weiblich ist. Und sich drei Stunden lang Pickel und Augenringe anzuschauen, ist einfach nicht gut fürs Ego. Zumindest, wenn es die eigenen sind. Soviel dazu.


Und dann das Thema lernen! Ich hab es schon immer gehasst. Nicht jenes lernen, das man nebenbei und mit Freude erledigt, wenn man vom Leben lernt, wie man so schön sagt – nein, ich meine lernen im Sinne von pauken. Deshalb hab ich Lernfächer wie Biologie frühstmöglich abgewählt, und mich auf die Können-Fächer wie Mathe konzentriert. Und Englisch, das war mein zweiter Leistungskurs. Selten so ein arbeitsunintensives Fach gehabt. Was das Deutsch-Abi angeht, hab ich mir Literaturgeschichte nur unter leichtem Alkoholeinfluss aneignen können. Eigentlich ist das schrecklich und nur unter dem Gesichtspunkt akzeptabel, dass ich trotzdem ein Einserabi habe. Aber ich will ja nicht prahlen.


Tja, leider ist die Schulzeit längst vorbei, und das Hardcore-Lernen hat mich dann irgendwann eingeholt. Spätestens im letzten Semester im Fach Elektronik. Und ab heute wieder, was die Drucktechnik angeht. Deshalb muss ich euch sagen: Wundert euch nicht, warum ich gerade so wenig blogge. Ich tauche erst mal ab. Aber ich komme wieder. Wie ein Virus. Niemand weiß, wo er gerade ist, bis er ausbricht. Und ja, das soll eine Drohung sein.

Friday, January 05, 2007

Spenderhirn

Zuerst die gute Nachricht: Ich lebe noch. Das wird jetzt einige freuen. Einige werden sich vielleicht auch denken, Mist, wieder nix. Aber so ist das nun mal im Leben, man kann es nie jedem Recht machen.


Trotzdem lieg ich gerade im Bett und leide ein bisschen. Zum einen unter Schlafmangel, zum anderen unter körperlichen Schäden. Zum Beispiel dieser blaue Fleck direkt an der Stelle, wo sich bei normalen Menschen der Hüftknochen befindet. Bei mir eigentlich auch, nur wird er halt momentan von einem Bluterguss verdeckt, weil der Knochen gestern mit Kati kollidiert ist. Die ist wohl irgendwie beim tanzen umgefallen und hat mir ein beliebiges Körperteil, zum Beispiel Kopf oder Ellenbogen, entgegen geschleudert. Ich hoffe, es geht ihr gut.


Ich habe über eine Gehirntransplantation nachgedacht. Rein hypothetisch natürlich, denn ich bin mit meinen Gehirn so wie es ist vollkommen zufrieden. Ihr wisst schon, never touch a running system. Aber heutzutage kann man ja alles transplantieren. Deshalb hab ich mir vorgestellt, in meinem Organspendeausweis gäbe es die Option „Gehirn spenden“. Soll heißen, angenommen, ich sterbe, aber mein Gehirn bleibt ganz, kann es irgend einem armen Irren zur Verfügung gestellt werden, bei dem es andersrum war. Also einem, der dummerweise hirntot, aber ansonsten intakt ist. Wär ja nett, ich meine, zur Zeit warten etwa 6.833 Komapatienten auf ein Spenderhirn. So, und jetzt kommt das Problem: Nach geglückter Transplantation, ist der Hirntote dann er selbst mit einem neuen Gehirn? Oder bin das ich mit einem neuen Körper? Davon krieg ich nen Knoten ins Hirn, ehrlich. Und dann hat sich die Weiterverarbeitung auch erledigt.

Wednesday, January 03, 2007

Mit dem Essen spricht man nicht

Am Montag lief „Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen“, eine schnulzige Zickenkomödie, von der ich mir immerhin die erste halbe Stunde rein zog. Daheim bei meinen Eltern, versteht sich, schließlich hab ich in meiner Wohnung keinen Fernseher, und zog es auch vor, dahin zu flüchten, nachdem sich langsam der fehlende Realismus dieses Filmes andeutete. Ich hätte es wissen müssen. Eine „Weisheit“, die er vermittelt, war folgende: Ruf niemals mitten in der Nacht deinen Freund an und erzähl ihm, was du heute alles gegessen hast! Hab ich noch nie gemacht. Wozu auch? Gibt es Menschen Frauen, die so etwas tun?


Jetzt juckt es mir aber in den Fingern, partiell gegen diese "Weisheit" zu verstoßen. Ich meine, es ist nicht mitten in der Nacht, sondern gerade mal Mittags. Und ich werde nicht meinen Freund anrufen – wo sollte ich da auch so schnell einen hernehmen, nicht wahr – sondern ich werde meine gesamte Leserschaft belästigen. Damit:



Mein Mitbewohner, der anscheinend unbedingt mal wieder im Blog erwähnt werden möchte, hat mir mit dem Tode gedroht. Die meisten durch Lebensmittel verursachten Todesfälle würden durch verdorbenen Fisch verursacht, hat er gesagt. Deshalb: Finger weg vom Sushi von gestern. Aber wie schlimm kann es schon sein? Schlimmer als Mensa? Glaub ich kaum. Das Zeug wurde schließlich vor maximal 15 Stunden frisch zubereitet und gekühlt aufbewahrt, soll man ja immer tun. Außerdem bringt mich so schnell nichts um, wie schon mit Pilzen vorgemacht. Deshalb hab ich den todesmutigen Selbstversuch gestartet. Beim nächsten Post wisst ihr, ob ich noch lebe.

Sprachprobleme?

Ich bin Dialektanpasserin. In meiner Zeit in Hannover sprach ich Hochdeutsch, sagte „viertel vor zwölf“ statt „dreiviertel zwölf“ und „krökeln“, wenn ich kickern meinte. Telefoniere ich mit meiner Chefin, genauer gesagt der Nachhilfeinstitutschefin, dann verfalle ich in diesen Dresdner-Umland-Singsang. Außerdem verdreifacht sich die Benutzungsrate des schönen Wortes „Nu“, welches in diesen Gefilden für jegliche Art der Zustimmung benutzt wird, um es für die Wessis unter meinen Lesern mal zu erklären – schließlich sorgt „Nu“ gern für Missverständnisse, da es in weiten Teilen Deutschlands als Variante von „Nö“ gedeutet und somit komplett falsch verstanden wird. Und auch Berlin wird meiner Aussprache nicht gut tun, denn nach den drei Tagen Urlaub vor ein paar Jahren hab ick och janz komisch geredet.


Die Wurzeln dieser Macke liegen – wie immer – in frühester Kindheit begraben. Wir haben nämlich Verwandte im Sauerland. Die Cousine meiner Oma ist irgendwann dahin ausgewandert und hat eine ganze Sippschaft herangezogen. Einer ihrer Söhne ist etwa im Alter meiner Eltern, und so kam es, dass er uns hin und wieder einen Besuch abstattete, samt Frau und einer wachsenden Anzahl von Kindern. Deren Familienkutsche, ein dunkelgrüner Peugeot, ist übrigens eine meiner frühesten, weil exotischsten Kindheitserinnerungen. Denn selbst in den ersten paar Jahren nach dem Mauerfall sah man solche Wagen hier selten. Wie gesagt: Ich bin Dorfkind. Wir hatten einen Trabbi. Und ab '92 einen grauen Toyota.


Aber zurück zu den Verwandten aus dem Sauerland. Die und meine Eltern hatten, wie der Zufall es will, nahezu zeitgleich ihre ersten beiden Töchter in die Welt gesetzt, was praktisch war, denn so hatten meine Schwester und ich jeweils jemanden zum Spielen. Die Besuche dauerten in der Regel vier oder fünf Tage und waren immer von derselben Metamorphose gekennzeichnet: Am Anfang standen derbe Kommunikationsprobleme.


Auch wenn ich heute dem Sauerländer an sich ein ordentliches Deutsch zutraue, waren diese Laute mir damals fremd. Ich glaube sogar, es hätte keine Rolle gespielt, wäre die Verwandtschaft statt aus Balve aus Würzburg, Kiel oder Tübingen gekommen. Umgekehrt lief es natürlich keinen Deut besser, denn Sauerländer Kleinkinder werden selten mit sächsisch konfrontiert. Wir verständigten uns also zunächst mit Händen und Füßen und fanden uns im Crashkurs „Westdeutsch für Autodidakten“ wieder – bzw Ostdeutsch, im umgekehrten Fall. Nach zwei Tagen hatten wir das Prinzip begriffen und stritten schon beim Frühstück darüber, ob man „Das Nutella“ (Sauerland) oder „Die Nutella“ (Sachsen) sagt. Nach fünf Tagen war der Idenditätswechsel komplett. Meine Balver Urgroßcousine sprach sächsisch. Ich nicht mehr.

Monday, January 01, 2007

Neujahrsschock

Erst mal, weil man so einen Jahreswechsel schwerlich ignorieren kann, wünsch ich allen Lesern ein tolles Neues! Aber ich will mich nich lang bei Partyberichten aufhalten, nur so viel, ich hab's gut überstanden und bin überraschenderweise annähernd katerfrei auf einer mitten in Dresden drapierten Luftmatratze aufgewacht. Also, nich falsch verstehen, um die Luftmatratze war schon noch ein Haus drum rum. Viel skurriler meine erste außerplanmäßige Amtshandlung im neuen Jahr – natürlich nach dem obligatorischen Feuerwerk angucken, kollektive Sentimentalität heucheln, SMS beantworten, mehr oder weniger tiefsinnige Gespräche führen – mit bekannten („Susi, soll ich dir mal sagen, wie lang ich schon keinen Sex mehr hatte?!“) und unbekannten Menschen („Was habt ihr Frauen eigentlich gegen nette Typen?“) – telefonieren, schlafen, duschen, frühstücken, heim fahren.


Kurze Vorgeschichte zum besseren Verständnis der gleich folgenden Story: Ich bin Geruchsfetischist. Das ist der Grund, wieso ich immer mit offenem Fenster schlafe und es morgens erst schließe, nachdem ich geduscht habe. Oder wieso ich keine Haustiere mag außer stubenreine Katzen. Oder wieso ich in meinem Zimmer nur in absoluten Ausnahmefällen esse – also zumindest Sachen, die riechen, womit fast alles ausfällt außer Kaffee, denn Kaffeegeruch mag ich. Jedenfalls war ich am heutigen Neujahrsnachmittag beim heimkehren einer regelrechten Geruchstortur ausgesetzt, einer irgendwie undefinierbaren noch dazu. Ich schob es auf silvesterlichen Alkohol, Festessen und fremde Menschen, öffnete die Fenster und wartete. Aber irgendwas war da noch, im Flur, da roch es unangenehm bekannt. Und da hing frisch gewaschene Wäsche, meine Bettwäsche, gewaschen mit einer neuen Sorte Weichspüler, wie ein kurzes Verhör meiner Mutter ergab. Was sie nicht wissen konnte: Meine Wäsche riecht jetzt nach einer Person, nach der sie absolut nicht riechen sollte, die aber wohl das selbe Waschmittel verwendet. Manchmal hasse ich meine empfindliche Nase.


Erste außerplanmäßige Amtshandlung im neuen Jahr: Groß angelegte Sagrotan-Attacke.


Erster guter Vorsatz: Wäsche vorerst nicht mehr zu Hause waschen, bis Weichspüler alle ist.


Erster paranoider Gedanke: Alles von langer Hand geplant, um wöchentliche Wäschemenge zu reduzieren?