„Merkel jetzt auch Auto-Kanzlerin“ titelt heute die Berliner Zeitung. Mir ist bei meiner täglichen Frühstücks-Lektüre fast das Nutellabrot im Hals stecken geblieben. Ich meine, ich mag die Merkel. Das ist meine Pflicht als Frau und Ossi. Aber was sie da gerade tut, ist die dämlichste Aktion seit Beginn ihrer Amtszeit: Sie stellt sich im Streit um neue Abgasnormen auf die Seite der deutschen Autobauer.
Der Sachverhalt: Die EU will ab 2012 einen einheitlichen Durchschnitts-Grenzwert für den CO2-Ausstoß von Neuwagen. Der soll bei 120 Gramm Kohlendioxid je Kilometer liegen. Ob das jetzt viel oder wenig ist, mag ich kaum beurteilen, verständlich ist es aber, Klimaschutz und so. Und was tun die deutschen Autobauer? Ningeln, dass die Grenze zu streng ist. Und drohen. Mit Arbeitsplatzabbau.
Aber mal Hand aufs Herz. Da ist eine Sache, die will mir als bekennender Kapitalistin einfach nicht ins Hirn. Warum zur Hölle stemmen sich die deutschen Autobauer so gegen den Fortschritt? Die schießen sich doch selbst in den Fuß. Ich meine, wer kauft denn in 10 Jahren noch ein Auto, was einen Spritverbrauch von 8, 10 oder noch mehr Litern auf 100 km hat? Das kann sich doch kein Mensch mehr leisten. Und vielleicht achtet auch der eine oder andere Autokäufer auf den CO2-Wert. Die Holländer auf jeden Fall, nachdem sie alle flüchten mussten, als wegen der globalen Erwärmung die Polarkappen schmolzen und die Niederlande komplett überschwemmt wurden. Und über 16 Millionen Holländer sind ein ganz schön großer Absatzmarkt für schadstoffarme Autos.
Abgesehen davon, und das weiß ich aus dem grandiosen Film, den ich am Montag gesehen habe: Japan hat viel strengere Schadstoffnormen als Europa. Das heißt, wir können jetzt schon keine 7er BMWs in den fernen Osten exportieren. Und 127 Millionen Japaner wären ein ganz schön großer Absatzmarkt für deutsche Autos.
Statt dessen fahren umgekehrt die Deutschen japanische Autos, ich zum Beispiel. Und wenn ich mir den Vergleich erlauben darf, was Spritverbrauch und CO2-Emission angeht: Mein Toyota Aygo verbraucht laut Herstellerangabe 4,6 Liter auf 100 Kilometer (in der Praxis ca 5,5). Der VW Fox dagegen verbraucht – laut Herstellerangabe – 6 Liter. Dabei hat er sogar weniger KW! Noch krasser ist der Unterschied beim Kohlendioxid-Ausstoß: 109 g/km (Aygo) gegen 143 g/km (Fox). Sorry, der Punkt geht an die Japaner.
Und hier sieht man auch den Grund für die Fortschrittsfeindlichkeit: Sogar der allerkleinste VW liegt absolut jenseits der angepeilten EU-Durchschnittsnorm, die bei 120 g/km liegen soll. VW müsste also forschen, investieren, weiter forschen und zwar fleißig, um hier mithalten zu können. Die Japaner dagegen könnten ihre Autos einfach so lassen, wie sie sind, und dürften sie 2012 immer noch nach Europa exportieren. Junge, die sind uns meilenweit voraus.
Aber ist das ein Grund, Lobbyarbeit gegen geplante EU-Normen zu betreiben? Nö, im Gegenteil! Wenn die deutschen Autobauer nicht mitziehen, verkaufen sie halt irgendwann keine Autos mehr. Und die Branche stirbt komplett. Also, beißt gefälligst in den sauren Apfel! Und Merkel sollte sich da raus halten. Sonst ist sie irgendwann Schuld, dass deutsche Autos kein bisschen konkurrenzfähig sind. Und was dann? Importstopp für ausländische Ware, um die Branche zu retten? Wir sind doch nicht im Mittelalter.