Monday, November 20, 2006

Ich und die Automafia

Gott sei Dank kann man sich im Kapitalismus seinen fahrbaren Untersatz aussuchen. Das war nicht immer so. Im Wirtschaftssystem formerly known as GDR musste man im Schnitt zwölfeinhalb Jahre warten und bekam dann ein eierschalenfarbenes Pappauto. Die Zeiten sind vorbei. Heute marschiert man in eines von 23 Autohäusern im Umkreis von 50 Kilometern, lässt sich das Objekt seiner Begierde hübsch einpacken und nimmt es mit nach Hause. Fast so einfach wie an der Käsetheke. Theoretisch. Denn wer hier fleißig mit liest, weiß, dass mein kleines Auto vor zwei Wochen von einem anderen gerammt wurde. Und weil es, als es so vor meiner Haustür rumstand, längst nicht mehr in Seidenpapier eingewickelt war, hat das gute Stück jetzt zwei ordentliche Dellen. Eine dort, wo einst der Motorraum war, und eine am Heck.


Nun begab es sich, dass ich ob dieses Umstandes ein wenig besorgt war und meinen Autohändler anrief. Mein Lieblingsmitglied der Toyotamafia, bei dem meine ganze Familie Stammkunde ist. Und er sprach: Sorge dich nicht, verehrte Kundin, ich regle das. Du bekommst ein neues Auto. Eigentlich steht dir ja nur ein gebrauchtes zu, aber ich krieg bei der Versicherung schon ein niegelnagelneues durch, ich kenne doch die Tricks. Du kannst ja nichts dafür, lehn dich zurück, schau zu, und wenn die Sache in zwei Wochen nicht durch ist, schenke ich dir sogar einen Leihwagen. Ich glaubte ihm und dachte: Wenn Toyota so nett zu mir ist, müssen die an dem Totalschaden ja richtig viel verdienen. So viel, dass die ihre Autos reihenweise zu Schrott fahren müssten.


So wartete ich also ab und freute mich viereckig, dass ich bei der ganzen Sache noch gut zu machen schien. Bis die Freude am vergangenen Donnerstag getrübt wurde. „Ihr neues Auto ist jetzt da, ich kann es gleich anmelden gehen. Wir müssen nur noch über die Finanzierung sprechen“, hieß es. Moment – Finanzierung? Tatsache: Entweder stand eine saftige Ratenerhöhung an, oder ein dreimal so hohen Zinssatz. Autsch. Die Wut trieb mich und meine Stammkundenfamilie zum persönlichen Gespräch mit dem Paten. Und endlich scheint der Fall gelöst: Es gibt weder nen Horrorszenario noch ein Happy End. Ich muss zwar erst mal – für meine bescheidenen Verhältnisse – saftig drauf zahlen, bekomme aber am Ende einen fabrikneuen Wagen. Ist ja auch irgendwo ne Geldanlage, nicht wahr, so kann ich mir es schön reden. Und bis Freitag fahr ich mal wieder einen Suzuki.

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