Wednesday, November 29, 2006

Sexismus 2.0

Na, wer hat bei diesem Titel ans StudiVZ gedacht? Fehlanzeige! Jetzt geht es um mich.


Ich habe etwas entdeckt: Ich mag keine Frauen. Wie, ich soll meine Behauptungen mit Fakten untermauern? Bitte sehr: Auf Parties, wo das schönere Geschlecht zu mehr als 40 Prozent vertreten ist, fühle ich mich selten wohl. Zu 80 Prozent der Musik, die ich besitze, gehört eine Männerstimme. Alle meine Freunde waren männlich, egal, was die anderen behaupten. Ich habe mittlerweile zwei allerbeste Freundinnen – doch wenn man sich meinen restlichen Bekanntenkreis anschaut, ob aktuell oder von früher, sind Mädels eher schwach vertreten.


Vielleicht ist das der Grund, wieso ich früher lieber mit dem Nachbarsjungen im Sandkasten spielte anstatt mit meinen Kindergartenkameradinnen. Wieso ich lieber Matchboxautos mochte als Barbies. Und lieber Hosen trug als Kleider. Zeitweise wäre ich sogar lieber ein Junge gewesen – aber möglicherweise macht diese Phase jede(r) mal durch. Vielleicht studiere ich auch deshalb hartnäckig Medientechnik, obwohl mich Schaltkreise und Mischpulte nicht die Bohne interessieren. Frauenstudiengänge wie Soziologie, Germanistik oder BWL kamen für mich nie in Frage – Bioinformatik oder Wirtschaftsingenieurwesen waren meine Alternativen, hätte es mit der Medientechnik nicht geklappt. Und im Nachhinein betrachtet, hätte ich gern Mathematik studiert. Und vielleicht VWL, nebenbei. Doch zurück zum Thema, bevor ich mich total verzettel.


Heute jedenfalls bin ich über mich selbst erschrocken. Ich habe ein bisschen bei Amazon gestöbert, einen interessanten Buchtitel entdeckt, draufgeklickt – und es sofort verworfen. Weil der Autor weiblich war. Ohne mir die Beschreibung durchzulesen. Okay, es war ein Hörbuch. Trotzdem keine Entschuldigung? Finde ich auch.


Es geht auch anders: Ich mag sie, sie, sie und sie. Ich wollte Angela Merkel als Kanzlerin, einfach weil sie eine Frau ist. (Dass ich für CDU und SPD ungefähr gleich wenig Sympathien zusammenkratzen kann, wisst ihr ja.) Ich habe in Hannover zwei seltsame Mathematiker kennengelernt und mochte beim nächsten Clubbesuch die beiden Rockgören, die zu ihrer Clique gehörten, spontan viel lieber. Das hab ich natürlich keinem gesagt, aber die Mädels waren cool. Auch die Freundin des einen Mathematikers war mir sympathisch. Hey, dein Kerl betrügt dich. Das wollt ich dir mal sagen, wir Frauen müssen doch zusammen halten. Und, ach ja: Ich war sogar mal mit einer Frau verheiratet. Hat eine Woche gehalten. Wie es dazu kam, erzähl ich vielleicht ein andermal.


Trotzdem: In der Regel müssen Frauen länger um meinen Respekt kämpfen. Wie die Dame, die das Hörbuch herausgegeben hat – vielleicht ist es ja toll, nur die Wahrscheinlichkeit, dass ich es mir auf gut Glück kaufe, ist verdammt gering. Dafür schäme ich mich selbst ein bisschen. Deshalb weiter mit Ursachenforschung.


Bin ich schlicht stutenbissig? Nun ja... Mit dem Aussehen einer Frau hat es wenig zu tun, ob sie mir sympathisch ist. Ich muss sie nicht mal kennen, um ihr Hörbuch nicht zu kaufen. Verwerfen wir das.


Liegt es an unserer männerdominierten Welt? Möglicherweise meint mein Unterbewusstsein, alle guten Bücher wären von Männern, Hörbücher sowieso, denn alle guten Radiomoderatoren und Sänger sind ja männlich, und alle guten Lehrer und Ingenieure ebenfalls – Aufzählung beliebig fortführbar. Aber das ist eigentlich keine Kunst, denn wenn es in diesen Branchen prozentual mehr Männer gibt, gibt es absolut auch mehr gute. Die Begründung gefällt mir schon mal, und trotzdem bin ich gegen Frauenquoten. Wenn ich das Wort nur höre, stellen sich meine Nackenhaare auf – obwohl es ja die Lösung wäre, so auf den ersten Blick. Trotzdem: Gruselige Vorstellung. Habe ich Vorurteile? Sicher. Wer hat die nicht.


Nun ja, da mir weiter nichts einfällt, verabschiede ich mich ins Bett. Vielleicht erscheint mir die Lösung im Traum. Oder in den Kommentaren. Wenn nicht, ja, wenn ich morgen noch immer ein schlechtes Gewissen habe – dann kauf ich mir das Hörbuch. Als Wiedergutmachung.

6 comments:

Anonymous said...

Hey Susi!
Was für ein treffender Post! Kann mich mit allem 100%ig identifizieren -außer mit der 'alle guten Ingenieure sind männlich'-Aussage, aber da arbeite ich schließlich grad hart daran, dieses Klischee mit dem eigenen Beispiel zu wiederlegen!

Susi said...

Ich seh's schon vor mir... Dr. ing. Bine. Du bist eh mein Antiklischee!

:)

Anonymous said...

Hier ein Klischee, da ein Klischee, ein ganzes Bündel Antiklischees und auch ein paar Antiantiklischees, dazu die nötige Portion Selbstverliebtheit und stilisitische Zuspitzung, rühren, nicht schütteln (höhö) und fertig ist der Post.

Ist das wirklich so? Ist wette, die Sschwarz-Weiß-Selektion ist steuerbar. Und ich wette weiter, du drehst da ganz schön doll am Ruder. Rein aus Prinzip. ;)

Stark ausgeprägter, evolutionär bedingter Jagdtrieb?

Susi said...

Hä?

Das diskutieren wir mal bei nem Cocktail. Oder Bier, mir egal.

Petty Sue said...

Ach Susi (alte Namensvetterin). Ich habe ja die starke Vermutung, dass es am Namen liegt. Denn wer den Namen Susi, Susann, Susanne... hört, hat sofort nur ein Bild im Kopf: eine blonde, dumme Frisörin!
Vielleicht kommt daher die "Abneigung" gegenüber weibliche Wesen!? Wir wollen uns einfach bei den Männlichen Experten von diesem Klischee lösen (oder so).
Früher fand ich Jungs, kurze Haare und Autos auch viel toller als Mädchen mit rosa-roten Barbies.
Und ich finde auch Männerstimmen geiler als Frauenstimmen.
Ich verstehe dich also...
Darauf sollten wir einen Trinken! Prost ;-)

Anonymous said...

Hallo Susi!
Ich kann nur eines sagen, wenn es nur ein paar Menschen mehr von deiner Art auf dieser Welt geben würde, wäre das leben für alle doch um einiges schöner.
Halte Deine natürlichkeit und lebensfreude ganz doll fest und lass sie nicht los.
Es ist das ursprüngliche, welches das Leben ausmacht und nicht die Vorgaben anderer.