Sunday, December 10, 2006

Beichte einer Schandtat

Mittweida hat nur einen einzigen Studentenclub. Der ist klein, hat keine Garderobe und Toiletten, die nicht unbedingt das Herz erfreuen. Aber: Der Club befindet sich nur zehn Meter entfernt von jenem Unigebäude, in dem der Fachbereich Medien haust. Mein Fachbereich. Ich habe also das Privileg, dieses Gebäude auch nachts zu betreten. Ein Privileg in Form einer Zugangskarte, das ich regelmäßig nutze, um meine Jacke rauchfrei und sicher aufzuhängen und blitzblanke Toiletten zu benutzen. So auch an jenem Tag, vor einigen Wochen. Ich tänzelte in das Gebäude, grüßte freundlich die Putzfrau, ging den Flur entlang, Richtung Toiletten. Beim Rausgehen blieb mein Blick an einer Mineralwasserflasche hängen. Die stand herrenlos auf der Heizung. Fein, dachte ich mir. Alkohol dehydriert, Wasser hydriert. Die Kombination gleicht sich aus. Also, wer auch immer die da hin gestellt hat, wollte mich vor einem Kater bewahren. Dieser Gedankengang lief natürlich im Bruchteil einer Sekunde ab, eigentlich dachte ich gar nichts, sondern trank einfach einen Schluck und ging zurück in den Club. Beim nächsten Ausflug stand die Flasche immer noch, der Griff dazu schon Routine. Beim dritten Mal dann Ärger mit der Putzfrau: „Ähm... Entschuldigen Sie, die gehört mir!“ Was habe ich mich geschämt. Ich schäme mich selten, aber unterbezahlten Dienstleistungskräften die Grundnahrungsmittel zu stehlen, ist harter Tobak. Ich lallte eine Entschuldigung. Ich bot an, eine neue Flasche zu besorgen, eine volle selbstverständlich. Dafür wäre ich bis nach Hause gelaufen, kein Problem, aber die Putze versicherte mir, das sei nicht nötig. Sie wollte mich los werden, mich dreiste Diebin. Ich hab mich wirklich geschämt.


Öffentlich erzählen kann ich das erst jetzt, wo mein Vergehen gerächt wurde. Am Samstag war ich arbeiten – Kunden zählen im besagten Einkaufszentrum. Ein netter Türke hatte Mitleid mit mir und brachte eine Flasche Saft vorbei, die ich für alle Fälle an meinem Standort abstellte. Und während der Pausen da stehen lies. Zweimal ging es gut, beim dritten Mal war sie weg. Und mein Kollege hatte angeblich nichts gesehen. Fairness siegt?

1 comment:

Muhi said...

Hängt sie! Hängt sie! :P