Seitdem bin ich auf der Suche nach dem heiligen Gral. Meistens mit dem Ergebnis, dass es keinen gibt, gefolgt von der Erkenntnis, dass das aber auch nicht schlimm ist – schließlich mag ich Abwechslung. Und freue mich, ähnlich wie Denise, wenn ich am Ende eines Tages sozusagen einen Bilanzstrich ziehen kann und sagen: Aha, so ist das also, wieder was gelernt. Wieder ein Klischee zerstört, wieder ein neues erschaffen.
Mein Lieblingsklischee ist der wahrscheinlich bestaussehendste Typ der Welt. Er kommt aus meinem Heimatdorf, spielt dort im Fußballverein und gehört zu jener Gattung Mann, die man am liebsten erschießen, ausstopfen und ins Schlafzimmer stellen will. Denn dort kann man sie jederzeit anschmachten, und es stört auch keinen, wenn man dabei sabbert (außer vielleicht den Kerl, mit dem man das Schlafzimmer teilt). Ich traf ihn hin und wieder zufällig auf Partys, und er jubelte mir auf sehr charmante Weise seine Telefonnummer unter. Die ich niemals anrief, auch wenn ich mich in einsamen Stunden dafür ausgiebig selbst beschimpft habe. Denn er hatte einen Fehler: Er war dumm. Geschätzter IQ von 12 – Knäckebrot hat 13. Ich konnte kaum zwei Sätze mit ihm wechseln. Okay, erschießen und an die Wand hängen hätte auch das geklärt, aber ich bin ja kein Schwein. Deshalb hab ich mich lieber aufs Fluchen beschränkt, mich als was besseres gefühlt und dann ob meiner Arroganz geschämt, aber nur kurz. Womöglich ist er Schuld, dass ich mich nur noch mit Typen treffe, die sowas ähnliches wie Abitur haben.
Nun ja, jetzt hab ich mich verzettelt, eigentlich wollte ich etwas über den Jagdinstinkt schreiben. Damit meine ich die seltsame Anziehungskraft, die ein komplizierter und rätselhafter Typ auf mich ausüben kann. Vermutlich liegt das daran, dass Frauen besonders jene Dinge wollen, von denen man ihnen suggeriert, sie könnten sie nicht haben. Bei denen man mal schnuppern darf – aber danach wird das Objekt der Begierde wieder einpackt, zurück in den Schrank gestellt und so getan, als wär nichts gewesen. Was soll man da machen? Hartnäckig bleiben? Sabine hat mir davon abgeraten. Sie hat mir eine ausgeprägte, nahezu selbstzerstörerische Leidenschaft für Machtspielchen vorgeworfen. Ich finde, sie übertreibt. Außerdem kann ich nichts dafür: Ich kauf ja auch keine Sonderangebote. Ist diese Analogie zu wirr? Pech gehabt.
3 comments:
das erklärt einiges ...
schön!
jagdschemen sind was schlimmes, bei menschen mit einem gewissen hang zu perfektionismus gar was einengendes. gut, dass wir wissen, das man sowas nicht braucht. ;)
machtspiele dagegen sind was feines. zumindest solange, wie sich beide gleichermaßen als sieger fühlen können. und wenn sie irgendwann aufhören. ich hab nämlich den leisen verdacht, das macht mit liebe nicht so sehr viel zu tun hat.
is ja witzig, da denken kerle und mädels vielleicht doch nich so verschieden, obwohl, ein Knäckebrot kann auch ganz lecker schmecken, das Auge ist ja mit, ge;)...
Post a Comment